
“Manchmal müssen wir uns selbst zurücklassen, um zu werden, wer wir wirklich sind …”
Miroslav Volansky, Dezember 2015
“Wer in Prag Volansky heißt, muss ein Verdächtiger sein”, murmelte Hauptkommissar Pokorny und bestellte ein weiteres Bier im Pub bei ihm um die Ecke."
So beginnt der inoffizielle Polizeibericht, den der in die Jahre gekommene Altkommissar Pavel Pokorny in Prag verfassen soll. Eigentlich ist der Fall für ihn durch, doch dieses Mal hat ihn viel mehr berührt als sonst.
Es kommen Fragen hoch, die ihn selbst angehen und denen er sich nun stellen muss – indem er den Fall Volansky nochmal für sich selbst durchlebt und im Aufschreiben auf Erkenntnisse stößt, die Veränderung bedeuten – für den Star-Karikaturisten Volansky und auch für ihn.
Der erste Prag-Krimi von Thilo Mutter
Seit über 20 Jahren hatte er sich in Tschechien einen guten Ruf damit aufgebaut, die nationale politische Welt kritisch zu hinterfragen. Ohne es selbst zu merken, ist Miroslav Volansky dabei eher zum Werkzeug der Politik geworden. Als ihm das klar wird, fertigt er im Suff eine obszöne Zeichnung von zwei regierenden Politikern an. Aus Versehen landet genau diese Zeichnung in der nächsten Aufgabe der Prager Nachrichten, was zu seiner sofortigen Entlassung führt. Niedere Rachegedanken und halbherzige Aktionen treiben ihn jedoch in eine Depression, aus der ihn ein Inkognito-Auftrag zum Zeichnen einer geheimnisvollen Schönen herausreißt.
In ihr findet er nicht nur eine zukünftige Komplizin, sondern stößt er auch auf Machenschaften der Politiker, die seine eigene Situation in den Hintergrund drängt. Der apathisch-selbstherrliche Star-Karikaturist wandelt sich auf sympathisch ungeschickte Weise zum Kämpfer für die Gerechtigkeit im Sumpf von Politik und Wirtschaft.
Gleichzeitig nimmt ihn Hauptkommissar Pokorny aufs Korn und verdächtigt ihn vom ersten Moment an eines Mordes an einer Studentin. Sie hatte bei ihm an der Prager Design-Hochschule Vorlesungen für Visuelles Denken. Eine von Volansky angefertigte Aktzeichnung wird bei dem Mädchen gefunden und bringt Volansky in eine aussichtslose Situation. Sein Niedergang scheint besiegelt. Durch unzählige glückliche Zufälle kann sich Volansky jedoch aus dem investigativen Würgegriff Pokornys befreien und ist umso mehr daran interessiert, “aufzuräumen”.
Dieser Kampf fordert jedoch nicht nur die korrupte Politik Tschechiens heraus, sondern braucht auch von ihm einen Wandel, den er sich in seiner Radikalität nicht hätte ausmalen können. Lässt er sich darauf ein, um den korrupten Elementen der tschechischen Politik das Handwerk zu legen – um des Lebens von 19 ukrainischen Mädchen und seines eigenen Lebens willen?
„Ich wollte mich nie nur geliebt wissen.
Ich wollte es spüren, fühlen, ertasten, durchdringen, atmen – und zwar so sehr,
dass es keine Erklärung dafür geben könne, weil jedes Wort, ja ganze Bücher nicht ausreichen sollten, um auszudrücken, wie groß und mächtig und strahlend diese Liebe wäre. Dafür bin ich bereit, jeden Preis zu zahlen, und wenn ich selbst der Preis dafür sein müsste.”
– Miroslav Volansky
Für wen ist dieses Buch interessant?
Für Leser·innen, die Prag von einer ganz anderen Seite als der touristischen kennenlernen möchten
Für Krimi-Liebhaber·innen á la Bukowski
Für Leser·innen, die bei allem Unterhaltungswert auch nach Tiefe und Bedeutung in Geschichten suchen
Die LGBTQ+ Community
Was macht dieses Buch so interessant?
Die überraschenden Perspektiven, die den Leser·innen angeboten werden
Das Angebot, das eigene Leben und die eigene Identität grundlegend hinterfragen zu wagen
Ein Plädoyer zu lesen für Beziehungsmodelle jenseits der Konvention und getrieben von einer unendlichen Sehnsucht nach Liebe